Glossar

Darmflora und Alter in Lebensjahren

Das Mikrobiom des Darms entwickelt sich in seiner Artenvielfalt dynamisch von der Geburt an bis ins Jugendalter durch mütterliche
Einflüsse, Wechsel der Ernährungsform und Umweltfaktoren bis in das Jugendalter. Danach bleibt die Zusammensetzung der Darmflora
über lange Zeit relativ stabil. Im Alter treten erneut Veränderungen auf, d. h. bei vielen Menschen nimmt die Artenvielfalt
wieder ab, während die Anteile bestimmter Bakterienarten zunehmen.

Der Alterungsprozess wird durch chronisch-entzündliche Prozesse geprägt und beschleunigt. Das Auftreten von Erkrankungen
des Herz-Kreislauf-Systems nimmt im deutschsprachigen Raum ab einem Alter von etwa 60 Jahren sowohl bei Frauen als auch
bei Männern signifikant zu.

Auch die Gedächtnisleistung ist von der Zusammensetzung der Darmflora im Alter abhängig. Je weniger Ballaststoffe zu
kurzkettigen Fettsäuren abgebaut werden, desto größer sind die Defizite. Das Auftreten wichtiger Erkrankungen wie Morbus
Alzheimer oder Morbus Parkinson stehen im Alter zumindest teilweise in Zusammenhang mit Veränderungen der Darmflora.
Im Tierexperiment fördert regelmäßiges Fasten, welches zu positiven Veränderungen in der Darmflora führt, zu einer
Verlängerung der Lebensdauer. Möglicherweise trifft dies auch auf Menschen zu.

Fazit: Insgesamt lässt die Analyse der Darmflora einen Rückschluss darüber zu, ob diese altersgerecht ist, oder einem höheren
oder niedrigerem Lebensalter entspricht.

Artenvielfalt (Shannon-Index)

Der Shannon-Index (SI) ist ein Maß für die Artenvielfalt der Darmflora. Je artenreicher das Mikrobiom, desto stabiler sein Zustand.
Von Bedeutung ist jedoch, dass es sich um Bakterienarten handelt, die positive Auswirkungen auf den Stoffwechsel des Menschen
haben. Menschen mit einem hohen Shannon-Index dieser Bakterienarten leiden seltener unter Stoffwechselerkrankungen wie
Diabetes und haben ein geringeres Risiko für die Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Auch Menschen, die besonders alt werden, zeichnen sich bezüglich des Mikrobioms durch einen hohen Shannon-Index aus.

Fazit: Je höher die Artenvielfalt positiver Bakterien, desto robuster ist die funktionelle Stabilität der Stoffwechselfunktionen des
Darms. Der Shannon-Index muss immer im Zusammenhang mit dem Dysbiose-Index betrachtet werden.

Darmfloragleichgewicht (Dysbiose-Index)

Der Dysbiose-Index beschreibt die Qualität der gefundenen Bakterienarten hinsichtlich positiver oder negativer Eigenschaften.
Bei einem niedrigen Dysbiose-Index überwiegen Bakterienarten, von denen bekannt ist, dass sie positiv für den Menschen wirken.
Bei Zunahme von Bakterienarten mit negativen Eigenschaften steigt auch der Dysbiose-Index an.

Fazit: Je höher der Index, desto ungünstiger sind die Auswirkungen. Die Interpretation des Dysbiose-Indexes steht in Zusammenhang
mit dem Shannon-Index (Artenvielfalt).

Enterotyp

Jeder Mensch hat eine individuelle und über die Zeit relativ stabile Darmflora (intestinales Mikrobiom), dessen Zusammensetzung durch
unterschiedliche Faktoren beeinflusst wird. Hierzu zählen Alter, Geschlecht, Genetik sowie als einzig veränderbarer Faktor Ernährungs-
gewohnheiten.

In Abhängigkeit hiervon ergeben sich drei Enterotypen der Darmflora:

  • Enterotyp 1 (Bacteroides),
  • Enterotyp 2 (Prevotella),
  • Enterotyp 3 (Ruminococcus).

Bacteroides, Prevotella und Ruminococcus bezeichnen bestimmte Gruppen von Bakterien (Familien), die aus einer Vielzahl von
Untergruppen (Gattungen) mit einzelnen Bakterienarten bestehen